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  bis 1859) beeinflußte. 1822 erschien das erste Gedichtbändchen (»Poezje«)
  von Mickiewicz. Im Gegensatz zur deutschen Romantik meldet sich dabei
  neben dem Streben nach Volkstümlichkeit und nationaler Identität auch eine
  starke Freiheitssehnsucht.
5 70,38–39 ein aus dem ganzen Volke organisch Hervorgegangenes] von Herder
  angeregte Vorstellung, wie sie dann in der Romantik auch von Brentano,
  Arnim, Görres, Tieck, den Brüdern Grimm und anderen vertreten wurde.
  71,8 Ein geliebter polnischer Freund] wohl Breza gemeint.
  71,16–17 wie man mit den Büchern der Warschauer Bibliothek im letzten
10  Kriege verfahren] Raabski schreibt hier: »Das heillose Verfahren mit der
  von den Gebrüdern Zaluski gestifteten Nationalbibliothek gehört nicht in
  den letzten Krieg, sondern in die Geschichte des Aufstandes von 1794, da
  Suwarow nach dem Sturm von Praga und der Einnahme von Warschau die
  Bücher durch Kosaken in Futtersäcken in die Fourgons tragen und transpor-
15 tiren ließ, so daß die kostbaren Werke auf dem Wege nach Petersburg grau-
  sam versplittert und zerrissen wurden« (S. 277).
  71,19–20 eine Bibliothek für die polnische Geschichte] Adam Jerzy Fürst
  Czartoryski (1770–1861), das Haupt der polnischen Emigrationsaristokratie
  in Paris, schickte 1820 seinen Neffen, den jungen Konstanty Zamoyski (1804
20 bis 1880), an die Universität Edinburgh, um dort Politik und Volkswirtschaft
  zu studieren. Dieser Zamoyski schenkte 1821 der dortigen Bibliothek 180 Bü-
  cher über polnische Geschichte und polnische Literatur, eine Sammlung,
  die den Namen »Bibliotheca Polonica et Lithuana« erhielt (vgl. »A History
  of the Society of Writers«, Edinburgh 1890, S. LXXV). Raabski spricht ledig-
25 lich vom »jungen Grafen Zamoyski«, vermutet jedoch andere Gründe hinter
  der Errichtung dieser Bibliothek (S. 277).
  71,23–24 das sehr geistreiche Werk von Kaulfuß] gemeint ist das Buch »Ueber
  den Geist der polnischen Sprache. Eine Einleitung in die polnische Literär-
  Geschichte für Deutsche« (Halle 1804) von Johann Samuel Philipp Kaulfuß
30 (um 1780–1832), das den Wohlklang und die Biegsamkeit der polnischen
  Sprache an Beispielen aus der polnischen Lyrik des 18. Jahrhunderts zu be-
  weisen versucht. Kaulfuß war bis 1824 Professor für Philosophie und Ge-
  schichte und zugleich Direktor des Posener Mariengymnasiums und damit
  unmittelbarer Vorgesetzter von Schottky. Um dem Einfluß des Französischen
35 entgegenzutreten, hatte Kaulfuß 1816 in einer öffentlichen Rede »Warum ist
  die deutsche Sprache und Literatur als Hilfsmittel zur Fortbildung der fran-
  zösischen vorzuziehen?« das Deutsche als die Sprache hingestellt, die sich
  zur »Bildung des Geistes und des Herzens« besser als alle anderen Sprachen
  der Welt eigne (vgl. Laubert S. 81f.). Seitdem war in Posen ein recht lebhafter
40 Sprachenstreit ausgebrochen. Am Mariengymnasium überwog auf Druck
  der Regierung, die jeder weiteren Spannung aus dem Wege zu gehen ver-
  suchte, das Polnische. Gewisse konservative preußische Adelskreise setzten
  sich dagegen für eine zwangsweise Durchsetzung des Deutschen ein. Auch
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