Göttingen d 27' May 1824.

 
 Verehrte Frau!
   
30Erläuterung zu: Ihren Brief vom 22Ihren Brief vom 22 dieses habe ich richtig erhalten und daraus ersehen daß
 mein Freund Moser bey Ihnen noch nicht meine Aufträge ausgerichtet. Ich
 Erläuterung zu: einen Sonettenkranz geschickthabe ihm nemlich zur Beförderung an Sie einen Sonettenkranz geschickt, den
 ich con amore, aber vielleicht eben dadurch recht stümperhaft, geschrieben –
 Mitteilung zu: WahrlichWahrlich, Sie verdienten ein besseres Schicksal! Ferner sollte Ihnen Moser
35Erläuterung zu: da###223; ichsagen daß ich bald selbst schriebe; und endlich daß ich Immerman in Magde-
 
  Mai 1824 — HSA Bd. 20, S. 166
 
 burg nicht sprechen konnte wegen allzurascher Abfahrt der Schnellpost, die
 ich nicht versäumen durfte, und daß ich also gleich nach meiner Ankunft, in
 Erläuterung zu: an Immerman geschriebenBetreff Ihres Wunsches, an Immerman geschrieben. Weil ich befürchtete daß
 ein Brief von ihm Sie nicht mehr in Berlin antreffen möchte, so schrieb ich ihm
5daß er, im Falle er etwas schicken wolle, sein Manusskript bis Ende dieses
 Monaths fertig machen und solches nach Carlsruhe, mit dem Bedeuten daß es
 Erläuterung zu: Ihrem Bruderauf Ihre Veranlassung geschehe, Ihrem Bruder direkt zuschicken solle. Was
 mich selbst betrifft, so sagte ich Ihnen bereits in Berlin, daß ich, außer einigen
 Mitteilung zu: Zeit-zu den Zeit-Memoiren gehörigen und folglich nicht mittheilbaren Aufsätzen,
10keinen Fetzen gutes Mspt liegen habe, und daß ich Ihnen nur einige
 unbedeutende Gedichte, bloß mit einer Schiffer unterzeichnet, mittheilen
 kann. Ein Hundsfott ist wer mehr giebt als er hat, und ein Narr ist wer alles
 Erläuterung zu: f###252;r die Rheinbl###252;thenmit seinem Namen giebt. Ich will beides nicht seyn, schicke Ihnen für die
 Rheinblüthen beiliegende, bloß mit H. überzeichnete Gedichte, wofür ich,
15eben weil ich sie nicht mit meinem Namen unterzeichne, durchaus kein Honorar
 verlange. Thun Sie mir das nicht zu Leid daß Sie eigenmächtig meinen Namen
 Mitteilung zu: zu oftunter diese Gedichte setzen; ich habe schon von Freunden zu oft solche Will-
 kürlichkeiten zu erdulden gehabt, als daß diese Bemerkung nicht verzeihlich
 Erläuterung zu: Ich versprechewäre. Ich verspreche Ihnen auch schriftlich für den folgenden Jahrgang des
20Allmanachs etwas recht gutes Großes zu liefern, und ich bin wohl der Mann der
 es vermag. Der Abgang der Post ist zu nahe, als daß ich heute viel schreiben
 könnte, außerdem bin ich, wie Sie aus meinem ganzen Briefe sehen werden,
 ebenfalls sehr verstimmt, ich muß mich mit langweiligen mühsamen Arbeiten
 Erläuterung zu: Todesfall meines Vettersabquälen, der Todesfall meines Vetters zu Missolunghi hat mich tief betrübt,
25das Wetter ist so schlecht daß ich fast glaube es ist von Clauren, ich habe betäu-
 bende Anwandlungen von Pietismus, Tag und Nacht rappeln in meinem Zim-
 mer die Mäuse, mein Kopfübel will nicht weichen, und in ganz Göttingen ist
 kein Gesicht das mir gefällt. – Leben Sie wohl, und seyn Sie überzeugt daß ich
 Sie lieb habe. – Wenn Ich diesen Ausdruck gebrauche, so denken Sie sich
30dabey eine fromme Waldkirche mit beseeligend hervorquellenden Orgeltönen.
   Grüßen Sie mir Varnhagens recht herzlich, bleiben Sie gut, beten Sie oft,
 und vergessen Sie nicht
 
Ihren Knecht
 
H. Heine.
   
35Erläuterung zu: Ihre  Herzlichen Dank, lieber Robert, für Ihre herzlichen Zeilen. Ich muß Ihnen
 nächstens mahl einen großen Brief schreiben, jetzt drängt mich die Post. Ich
 Erläuterung zu: Papavian! Mamavian!bin auch sehr verstimmt – Papavian! Mamavian! – ich wollte ich könnte
 mich todt lachen.
 
  Juni 1824 — HSA Bd. 20, S. 167
 
   Apropos! wenn Ihnen die Sonette an Ihre Frau nicht ganz und gar mißfallen,
 so lassen Sie solche in den Rheinblüthen abdrucken, mit der  S c h i f f e r  H.
 unterzeichnet, und mit einer Ihnen beliebigen Ueberschrift. Wahrlich für
 mich sind diese Sonette nicht gut genug, und ich darf, auf keinem Falle, mei-
5nen Namen drunter setzen. Ich habe mir jetzt überhaupt zum Grundsatz
 gemacht nur Ausgezeichnetes zu unterzeichnen; und meine wahren Freunde
 werden dieses sicher billigen. Papavian! Mamavian!
   In großer Eil.