Seite 1 des Originals Ew. Wohlgeboren!
   
 Schüchtern nahe ich mich dem Manne, dessen Geist die Reisebilder gebar,
5dessen Leier weit über die Lande ertönt, und dem Spott der Gegner trotzend,
 so manches Herz seinem Meister in Liebe zuwandte. Ja, ich habe sie gelesen,
 jene Lieder, habe sie mitgefühlt. Ich muß gestehen, ich hörte, ehe ich sie laß,
 so Manches über den Dichter derselben sprechen, daß ich mich daran machte,
 die Dichtungen kennen zu lernen. Ich lernte sie kennen. Da keimte in mir der
10Wunsch auf, etwas von dem Dichter zu besitzen, das mich an ihn, an seine
 Person lebhaft erinnern könnte. Aber was? Sein Bild? Dabei hat er nichts ge-
 than! Ein Brief, ein von ihm selbst geschriebenes Gedicht, kurz ein Blatt,
 über das seine Hände fuhren, das sein Athem berührte, schien mir das Beste
 zu sein. Ich ergreife daher diese briefliche Gelegenheit, meine Bitte an Sie
15zu richten. Zwar kann es Ihnen unnütz erscheinen, an mich, der ich Ihnen
 gänzlich unbekannt  Seite 2 des Originals bin, und erst 16 Jahre zähle, ein Briefchen und, darf ich
 Erläuterung zu: die Grenadierebitten, die Grenadiere, zu richten; allein ich konnte dem Drange meines Her-
 zens nicht widerstehen, an Sie diese Bitte zu thun. Sollten Sie nun geneigt
 sein, meinen Wunsch zu erfüllen, so bitte ich, den Brief durch Buchhändler-
20 gelegenheit per Burmeister et Stange nach Berlin zu senden.
 Erläuterung zu: keine Fehlbitte  In der Hoffnung, keine Fehlbitte gethan zu haben, und mit der größten
 Liebe und Hochachtung unterzeichne ich mich
 
Ew. Wohlgeboren
 
ergebenster
25
Walter Christiani.
 Berlin am 28 ten
 November 1839.
   
  
Adresse
   Seite 3 des Originals Herrn
 H. Heine.
 wohlgeboren
 in
 Paris