P a r i s ,  den 8 Jan. 1845. 

 
 Liebster Campe!
   
 Erläuterung zu: unserer j###252;ngsten DifferenzIch weiß, daß trotz unserer jüngsten Differenz Sie mir doch als Freund bey-
15Erläuterung zu: delikatesten Sachestehen und in der delikatesten Sache wende ich mich an Ihre kluge Thätigkeit.
 Sie werden die Sache leicht begreifen. Ich schicke Ihnen zwey Briefe: der eine
 Erläuterung zu: Brief von Carl Heineist ein Brief von Carl Heine, den Sie mir gefälligst aufbewahren wollen und
 bey Ihrer Ehre! niemand zeigen. Sie sehen daraus, was man mit mir vorhat.
 Erläuterung zu: mich knebeln lasseIch glaube, daß wenn ich mich knebeln lasse, mir die Pension nach wie vor
20ausbezahlt würde, man will mich nur in Händen haben, daß ich wegen des
 Testamentes schweige und daß ich gegen die Foulds, nemlich Carl Heines
 Erläuterung zu: Frau und SchwiegermutterFrau und Schwiegermutter, deren Interessen ich gekreuzt, nichts unternehme.
 Erläuterung zu: Brief f###252;r Carl HeineDann schicke ich Ihnen einen Brief für Carl Heine, den Sie lesen und in Ab-
 schrift für mich aufbewahren müssen. Das Original schicken Sie unverzüg-
25lich versiegelt an Carl Heine. Bey Leibe keiner Seele ein Wort. – Ich schreibe
 in der größten Eile. So viel werden Sie merken, daß ich einen Todeskampf
 beginne und neben den Gerichten auch die öffentliche Meinung für mich
 gewinnen will, im Fall Carl Heine nicht nachgiebt. Ich will mein Recht, und
 müßte ich es mit meinem Tode besiegeln. Sprechen Sie mit Sieveking, daß
 
  Januar 1845 — HSA Bd. 22, S. 152
 
 er durch Halle, der dabey viel verschuldet, meinen Vetter zu stimmen suche.
 Wissen Sie sonst jemand, der mit ihm rede? Ich schreibe in der größten Eil.
 Est periculum in mora.
   In einigen Tagen schicke ich Ihnen eine Vollmacht für einen Advokaten.
5Erläuterung zu: Carl HeiseWen wähle ich? Ich glaube Carl Heise. Dann schicke ich die auf Beweis-
 führung bezüglichen Papiere, kurz, ich werde ohne Zaudern handeln, obgleich
 ich krank und elend bin und kaum die Feder in der Hand halten kann. Aber
 welch ein Unglück, ich provozirte wahrlich nichts. Welche Mistkarren von
 Dreck – an letzteren bin ich gewöhnt, – Andere sind nicht daran gewöhnt
10und bedenken sich vielleicht, ehe sie das Signal geben, wobey der Pöbel ein
 Gaudium hat. Ich bin auf Alles gefaßt – Erbittert durch unerhörte Dinge.
 Seit zwey Tagen sitzt meine Frau wie ein Marmorbild am Kamin und spricht
 kein Wort: das Unerhörte hat sie wie versteinert. Ich bin nie so entschlossen
 gewesen wie jetzt und die klugen Leute haben eine große Dummheit begangen,
15daß sie mich nicht geschont. Handeln Sie für mich.
 
Ihr Freund
   
 
H.  H e i n e . 
   
   Vergessen Sie nur nicht von dem Brief an Carl Heine eine Abschrift zu
 Erläuterung zu: meiner Schwesterbehalten. Conferiren Sie gefälligst mit meiner Schwester.
   
20