Lieber Heine! | ||
Ihr Schreiben v 28 Febr habe ich empfangen. Was ich Dingelstedt bat und an | ||
30 | Sie gleichfalls zu thun ersuchte – war, deucht mich, so einfach und für Leute | |
Ihres Schlages so wenig schwer zu erfaßen, daß ich mich gewundert habe, daß | ||
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dort nichts verlautete. – Die Brüssler Emancipation ging ins Geschirre, wohin | ||
ich mich nicht gewendet hatte, aus eigenem Antrieb that die es. »Freunde in | ||
der Noth, gehen 100 auf ein Loth« – pflegt man zu sagen, ich habe das erfahren | ||
und finde es täglich noch bestätigt. | ||
5 | Sie meinen, ein Kampf gegen Preußen auf Leben und Todt? – Jedes Ding, | |
das man anfaßt, muß p r a k t i s c h und durchzuführen seyn, sonst wird es lächer- | ||
lich. – Ein Buchhändler kann gegen eine Monarchie auf s e i n e Kosten trotzen, | ||
wie Achill bei den Schiffen maulen. Das ist bei den ietzigen Verhältnißen Alles, | ||
was e r thun kann. Und das thue ich: laße alles über mich ergehen und verlege | ||
10 | als H & C fort, als wenn nichts vorgefallen wäre, wodurch ich die Leute am | |
Ruder stutzig mache, die sich wundern, daß man dann noch seine Rechnung zu | ||
finden glaubt, – überhaupt weiter zu arbeiten noch wagt, den Muth dazu behielt. | ||
Wäre von dort mit Umsicht und Sachkunde der Gegenstand in die Debatte | ||
gebracht, d a s l e s e n s i e und ist ihnen n i c h t g l e i c h g ült i g , wie in andern | ||
15 | Ländern darüber gedacht und geschrieben wird. Vielleicht hätte mir das Luft | |
gemacht; denn nur vom Auslande ist zu wirken. Habe ich nicht das Alles ge- | ||
meldet? Die deutschen Zeitungen sind so feige, so knechtisch dienstbar den | ||
Zwingherrn, daß es Fabelhaft ist, welche Katzenbuckel jeder Excellenz ge- | ||
macht werden, wenn diese noch so verwerflich wäre. In eine Lage muß man | ||
20 | kommen, wie ich, wo man der Publicität vertraut – um deren Nichtigkeit – | |
ihre Schlechtigkeit zu erkennen! Meine Reklamationen steckte man in die An- | ||
zeigen, ja viele verlangten die Inserationsgebühren von mir – die ich aber | ||
mit Kolben gelauset habe. Die Frankfurter wagten nicht einmal den geringsten | ||
Laut von sich zu geben, für diese ist dieses Ereigniß garnicht vorhanden–. | ||
25 | Hitzig giebt eine Preßzeitung heraus; alle Fraubasereien nimt er auf, jeden | |
Druck zerlegt und annalysiert er: d i e s e Sache ist für ihn n i c h t vorhanden–. | ||
Und sein Blatt ist zunächst den I n t e r e s s e n des B u c h h a n d e l s g e w i d m e t , | ||
der die Kosten des Unternehmens tragen muß. – So geht es mit der Publicität. | ||
Nun kommen die Collegen zur Betrachtung. Wer in Preußen ein verbotenes | ||
30 | Buch verkauft, zahlt das erste Mal 10 Taler, das zweite 50 Taler, das dritte wird | |
die Bude ihm geschloßen–. Was erwarten Sie von s o l c h e n Leuten? Sie sind | ||
so gut dressiert, daß viele davon Spione der Regierung sind. Man kennt sie – | ||
ob A l l e ? Und bei solchen Verhältnißen denken Sie an einen offenen geregelten | ||
Kampf? – Auch die andere Parthei ist 10 Jahre lang in die Schule gegangen | ||
35 | und hat gelernt – und zu hemmen begriffen! | |
Es gehört alle Geschicklichkeit dazu, um nur halbwege gegen alle diese | ||
Dinge sich zu v e r t h e i d i g e n , von Angriff ist also nicht die Rede. | ||
Was ich über die Vorrede gesagt, ist das nicht der Wahrheit gemäß? mehr | ||
hätte ich noch hinzufügen können, von einem Leipziger Nachdruck. S i e sind | ||
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mir zum speziellen Vorwurf gemacht und d a s gilt lediglich d i e s e r Vorrede, | ||
die zu meinem Erstaunen noch nicht vergessen ist!– | ||
Uebrigens sind die Leute auf gradem Wege, es zum Aeußersten zu bringen. | ||
Das neueste Berliner Witzwort sagt: »Der König trinkt, die Königin hinkt, | ||
5 | und die Liebe sinkt« – Die Partheien stehen schroff gegen einander Es bedarf | |
nur eines Ruckes und wir erleben etwas, an das man nicht denken mag.– | ||
Möglich, daß diese Dinge noch lange so hinziehen – aber ebensowohl kann | ||
er rasch zu einem Resultate eilen – in Gotteshand steht Alles. | ||
Sie fragen wol nur aus Ironie: ob ich i e t z t Ihre Werke erscheinen laßen | ||
10 | will? – Der Augenblick wäre der schlechteste, den man sich nur denken | |
kann. | ||
Das Resultat von Börne habe ich Ihnen der W a h r h e i t gemäß gemeldet; | ||
ich kann hinzufügen, daß im ganzen vorigen Jahre nicht über 30 bis 40 ab- | ||
gegangen sind. | ||
15 | Das Buch der Lieder geht seinen Gang ruhig fort; wie viel es seyn werden, | |
bringt die Meße zur Anschauung; Vorher habe ich kein Maaß dafür, das Buch | ||
ist als N e u versendet und muß seinen Cursus machen, der in der Ostermesse | ||
sich zeigt. | ||
Börne ist einmal ungnädig aufgenommen, und darin liegt Alles vereinigt; | ||
20 | man w i l l i h n n i c h t . Braucht es mehr als dieses entschiedenen Willens? Börne | |
ist, wie ich Ihnen s. Z. gesagt habe, der Hausgötze der Leute, ein Blutzeuge der | ||
Freiheit, consequent stets ein und derselben Sache treu, niemals schwankend | ||
gewesen!– Sie besudelten, wie die Leute einstimmig sagen, diesen. Damit | ||
haben S i e u n g l a u b l i c h v e r l o r e n ! Das Resultat des 4 Salon Bandes beweißt | ||
25 | Ihnen das, wovon wenigstens an die früheren Käufer zwischen 15 bis 1600 | |
hätten abgehen müßen und abgesetzt wären, wenn Sie das Volk, vornehm oder | ||
geringe, nicht so tief verletzt hätten. Glauben Sie, was Sie wollen; d a s ist der | ||
Stand, den Sie damit Sich gegeben haben. Ein Nothschrei ertönte durch | ||
Deutschland. Auf eine neue Auflage dürfen Sie ganz ruhig verzichten! – Es | ||
30 | sey denn, daß sie auf dem Lager in Feuer aufgingen und der Vollständigkeit | |
wegen ergänzt werden müßten; was auf dem Wege des Handels aber nie und | ||
nimmermehr erzielt wird. – Die Gesinnung der Deutschen ist der Freiheit | ||
zugewendet, diese wird von den Machthabern entschieden bekämpft; wohin | ||
das führt, das Ende vom Liede: steht mathematisch f e s t –; ob aber ein Men- | ||
35 | schenalter oder mehrere consumiert werden, bis die Entscheidung dieses | |
Prozeßes erfolgt–, wer kann das bestimmen?– Solange diese Reibungen | ||
währen, behält B örn e , als der Vater des deutschen Liberalismus seine Be- | ||
deutung, bildet: B i b e l , C a t e c h i s m u s und G e s a n g b u c h dieses Glaubens!– | ||
Und d i e s e n Heiligen wollten Sie stürzen? Welcher Dank wird Ihnen dafür? | ||
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Sie kennen die Mythen von den Kämpfen gegen die Götter – und gegen den | ||
einzigen Gott–. Die Aufrührer wurden Teufel, jeder floh vor ihnen. Wenn | ||
nun das Studium der Humanität, auch einige Früchte getragen und die Civili- | ||
sation sich geltend gemacht hat, also nicht so grell sich, wie vormals, die Aus- | ||
5 | sprüche des Volckes gestallten–: so denken Sie aber an die P a r t h e i e n w u t h , | |
die ebensowohl ihre Märterwerkzeuge besitzt und zu gebrauchen weiß–: | ||
diesen sind Sie mit Ihrem Börne zugefallen!– | ||
Alle die Erscheinungen, die das Buch zu Wege brachte, wenn Sie darüber | ||
nachdächten, Sich Selbst Rede und Antwort ständen, müßte Ihnen das klar | ||
10 | und anschaulich werden, wie Sie hier Fiasko gemacht haben; – wie noth- | |
wendig es sey, diesen Fehltritt zu verbeßern. Ueber das Thema, das Sie an- | ||
erkennen sollten, aber nicht wollen, habe ich so oft zu Ihnen gesprochen, das | ||
es mir selbst eintönig wird, ferner und mehr darüber zu reden. Was Sie über | ||
Hoffmanns Lieder sagen, ist ganz meine Ansicht ich kann es nicht über mich | ||
15 | gewinnen, sie consequent zu lesen, ich kann es nicht aushalten. Aber sie | |
g e h e n . Seit Septbr sind 6 000 Exp. in den Handel gegangen, sie gehen doppelt | ||
so stark wie der Nachtwächter. Jenen verstehen die P h i l i s t e r er ist ihnen ver- | ||
wandt. Das höhere Publikum sagt: dieser Mann hat eine Stellung die er daran | ||
sezt, die er w a g t ! Man muß gestehen, das ist groß, das verdient die höchste | ||
20 | Achtung. Denken Sie doch an den Baron Maltitz, es ist fabelhaft wie dessen | |
trivialer Quarck, die Pfeffer Körner, gefreßen wurden, heute, nach 10 Jahren | ||
gehen sie so straff ab, daß ich von dem ersten Hefte in diesem Zeitraum | ||
9 000 Exp. zusammen drucken laßen mußte, was von keinem Ihrer Bücher, | ||
selbst von Buch der Lieder nicht der Fall war. Daraus sehen Sie, was die | ||
25 | Philister vermögen, wie zahlreich diese Gilde in Deutschland seyn muß. Im | |
Juny hatte ich von Hoffmanns Liedern 1ter Theil noch circa 3 000 Exp. in | ||
Händen am 18 Februar waren noch 169 vorhanden, die ietzt bis auf eine Baga- | ||
telle weg sind. Die Krebse kommen ietzt nach und nach an, genug ich beginne | ||
den Druck der 3ten Auflage, des 1ten Theiles; in einem Zeitraum von 19 Monaten, | ||
30 | dann sind 8 000 Exp. von diesem Theile produciert. Was ist der Schluß? – – | |
Die höchste Poesie muß sich durchschleppen und abquäelen, erkannt zu werden, | ||
d i e s e Dinge stürmen mit vollen Segeln dahin, wo sie wollen. | ||
Herwegh erlebte 2 Auflagen in e i n e m Jahr, der Nachtwächter ebenfalls; | ||
Hoffmann gleichfalls, obgleich es nicht auf dem Titel steht 2te und die 3te vom | ||
35 | 2ten Theile ist ebenfalls nöthig, diese in 7 Monaten! – Freilich die P h i l i s t e r | |
und die P o l i z e i haben das gemacht. – Ich theile Ihnen das mit, und muß | ||
bitten, darüber nichts zu schreiben – ich käme sonst in des Teufels Küche, | ||
das alles habe ich ohne Erlaubniß gethan. Das Ministerium Rochow soll sein | ||
Dementi und den Verdruß haben, diesen Büchern die höchste möglichste | ||
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Publicität bereitet zu haben. Ich manöverire sehr geschickt, um so den preuß. | ||
Ausfall möglichst zu decken, und das würde mir unmöglich, wenn man mir | ||
schärfer auf die Finger paßen wollte. In das eigene Land schaffe ich genug | ||
herein und demoralisiere die Leute, den sie vertrauen – der Zukunft wegen.– | ||
5 | Die obigen Notizen gebe ich Ihnen damit Sie sehen, wie die Stimmung in | |
Deutschland ist. Lesen Sie die Zeitstimmen in Brockhaus literarischem Con- | ||
versations Blatt vor 8 Tagen etwa dort angekommen. Es ist eine Recension von | ||
Hoffmanns Unpolitischen Liedern, den Herwegschen und Nachtwächter und | ||
Geibel. Hoffmann ist, da die Namen nicht genannt werden durften, K u k u k , | ||
10 | Herwegh, L e r c h e , Dingelstedt die Nachtigall genannt. – Ich bewundere, wie | |
dieser Aufsatz bei Brockhaus Aufnahme finden konnte–, er ist zu merk- | ||
würdig an d i e s e r Stelle. | ||
Am 1ten März ist Gutzkow nach Frankfurt abgegangen, in 14 Tagen werden | ||
Sie ihn dort haben. Wir sahen uns auch ietzt nicht. | ||
15 | Dingelstedt hat mir bis ietzt noch nicht geantwortet, was mich wundert. | |
Ueber Gutzkow schrieb ich ihm; ich traue ihn so viel Discretion zu, darüber | ||
zu schweigen. Schroff stehe ich mit ihm genug, es bedarf keines neuen | ||
Stoßes–; übrigens vermuthe ich, daß Gutzkow mit dem Schluße dieses | ||
Jahres von mir Abschied n i m t . Ich war auf neue Plackereien am Jahres- | ||
20 | schluß, des Telegraphen wegen, gefaßt und schrieb Dingelstedt darüber meine | |
Befürchtungen und meinen Entschluß, dem Dinge ein Ende zu machen–, | ||
falls das einträfe: ob e r dann die Redaction übernehmen wolle? Das war | ||
mein Thema, das er unter uns bleiben laßen möge–: sagen Sie ihm das. | ||
An meine Hemmung kehren Sie Sich nicht, wenn etwas druckfertig ist | ||
25 | gehe ich zur Preße damit. Wollen preuß. Unterthanen sich wie Kinder be- | |
handeln laßen, denen man Ammen-Märchen zu lesen giebt, statt der Natur- | ||
geschichte um nicht zu erfahren, wie man Menschen macht – gut. Aber ich | ||
zähle darauf, daß dergleichen Zwang die entgegengesetzte Wirkung hat.– | ||
Jede Fehde, jedes Unternehmen, muß planmäßig seyn – sonst ist es dumm. | ||
30 | Daß ich gegen Preußen mich nicht auflehnen kann und erwarten darf es zu | |
besiegen, ist klar und mir bewußt. Man wollte der freieren Preße an den Kragen | ||
– Kroch ich zu Kreuz, ging man zu andern Collegen. Das zu verhindern – | ||
meinen Büchern einen gehörigen Abgang zu verschaffen, das zusammen ge- | ||
nommen bewog mich, dem Ministerium zu zeigen, daß der Verleger von | ||
35 | W e r k e n selbstständiger, freier wie ein Zeitungs Verleger steht. Auch weiß ich, | |
daß mit Flehen und Händeringen nichts gebeßert wird; ja daß man mich ge- | ||
rüffelt und mit guten Lehren versorgt haben würde; auch würde ich wol | ||
einige Concessionen zu machen gehabt haben – Kurz der Minister R o c h o w | ||
hätte seinen Willen durchgesetzt und ich, hätte meinem Recht – um den un- | ||
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gestöhrten Verkehr zu behalten – vergeben müßen. Zu allen diesen Dingen | ||
hatte ich keinen Lust und mag aus angeborenem Gefühl solcher Zumuthungen | ||
nicht huldigen, an mir nicht vollstrecken sehen. Lieber leide ich, was ich nicht | ||
hindern kann; es ist edler und dem entschloßenen Mann wohlanständig, seiner | ||
5 | und anderer Leute wegen ein Opfer, eine Hingebung zu bethätigen. Jeder | |
verständige Mann, der mich nicht durchschaut, muß mich für einen Polteron – | ||
einen Don Quixotte halten, der gegen die Mühlen vergeblich kämpft: denn | ||
die Preußen lachen mich aus, die mich mit einem Cordon umgeben haben, den | ||
sie wahrlich nicht selbst aus eigenem Erkenntniß zurück ziehen und so zu- | ||
10 | geben, sich übe r e i l t zu haben. Soll das Ding beseitigt werden, m u ß i c h | |
Schritte thuen. Diese Zeit ist aber noch nicht gekommen Jene Leute sollen | ||
erst b e ßer erkennen, wie thörigt sie zu Werke gingen. In den Zeitungen | ||
Blättern und sonstigen Prickeleien wird ihnen das schon oft genug geboten, | ||
das sind Prämien die sie nur genießbar machen und den Frieden erzeugen, | ||
15 | ohne mich in eine schiefe Stellung zu meinem bisherigen Wirken zu schieben. | |
Ich selbst werde noch bis zu der Zeit Gelegenheit finden, ihnen dann und wann | ||
zu dienen–. Mein Plan ist folgender: ich habe eine Geschichte des Feldzuges | ||
der ruß.-polnischen Armee von 1813 und 1814, das Tagebuch des General | ||
Bennigsen im Manuskript, wenn das gedruckt ist, sende ich 1 Exp. Sr Maje- | ||
20 | stät und bei dieser Gelegenheit ersuche ich dann – etwa Ende Mai – um freie | |
Praxis und füge meine Vertheidigungen hinzu und hoffe ich, den König, der | ||
bisdahin wol ausgegrollt hat, zu überzeugen, daß ich nichts gefehlt oder ge- | ||
sündigt habe. Der König, kann nur gnädig seyn! – Untersuchungen, rüffeln, | ||
Rathschläge kann er nicht machen – Concessionen mir nicht abverlangen.– | ||
25 | Damit würde ich die Klippen umschiffen, die mir entgegenstehen. Andere | |
Hausmittel habe ich nicht. | ||
Ihren »Nachtwächter mit l a n g e n F o r t s c h r i t t s b e i n e n « – finde ich | ||
reitzend. Schade daß die Censur ihm nicht zu seyn gestattet. Ich will versuchen, | ||
ob der Telegraph ihn leben geben darf – wenn nicht, sende ich es an die | ||
30 | sächsischen Vaterlands Blätter, die einen prächtigen Censor haben müßen. | |
Sie haben traßiert und e i n e n Monat, so kurz vor der Meße, wo ich Ihnen | ||
sagte, ich sey knapp – das hätten Sie ungefragt nicht thun sollen. Sie wißen | ||
doch, daß die alte Börse verlaßen ist – es wurde eine neue auf dem Aldolphs | ||
Platz erbauet, welche Ende Novbr bezogen wird damit fand der Schluß | ||
35 | der B örs e n h a l l e statt, die meinem Hause, das Sie nicht kennen, vis a vis | |
liegt – Durch diesen Abgang, ist die Bohnenstrasse sehr gesunken und wirkt | ||
merklich auf den täglichen Verkehr bei m i r ein. Mein Haus, daß ich theuer, | ||
dieser günstigen Lage wegen kaufte, hat dadurch viel an seinem früheren | ||
Werthe verloren–; eine Ohrfeige folgt rasch der andern. Krankheiten – Ver- | ||
Mai 1842 — HSA Bd. 26, S. 27 | ||
bote – Verluste vieler Art verstimmen sehr und sind nicht geeignet, einen zu | ||
heben, wie es wol seyn sollte, wenn man im Kampf begriffen ist, wo man ein | ||
freies Gemüth vor allen Dingen nöthig hat. – | ||
Der Telegraph erschien seit 1842 unter der Firma J u l i u s C a m p e – er | ||
5 | ward verboten, da man meine Person erkannte–. Auf meine Veranlaßung | |
schrieb Gutzkow an den König, d i e s e s abzuwenden. Thut er es, ist es gut; | ||
thut er es nicht, dann giebt er ihm dort was auf den Nacken, geben Sie Ach- | ||
tung.– | ||
Leben Sie wohl lieber Heine! Ihr | ||
10 | Julius Campe | |
Adresse | ||
Monsieur Dr H. Heine, | ||
Faubourg Poissonnière N 46. | ||
Paris | ||