Seite 1 des Originals Mein lieber Herr Doctor
   
 Sie werden sich ohne Zweifel wundern, wenn ein von Ihnen vielleicht schon
5Erläuterung zu: Vetterder Vergessenheit übergebener Vetter nemlich meine Wenigkeit, nach so
 langer Zeit ein Zeichen des Lebens von sich giebt. Da ich mich jedoch er-
 Erläuterung zu: Aufenthaltes in Ihrem Vaterhauseinnere, daß Sie während meines längern Aufenthaltes in Ihrem Vaterhause
 stets freundschaftlich gegen mich gesinnt waren und wir manche angenehme
 Stunde zusammen verlebten, so wird sich am Ende noch etwas mehr Wohl-
10wollen als ich mir selbst zu schmeicheln wage, in Ihrem Herzen für mich vor-
  finden. Auf diese gütige Gesinnung vertrauend, wage ich Sie mit folgender
 Bitte zu behelligen.
   Ich habe mich mit meinem Freunde Herrn Carl Hoffmann Buchhändler
 hier zur Herausgabe einiger guten deutschen Klassiker verbunden, welches
15Erläuterung zu: UnternehmenUnternehmen jedoch nur auf den Namen Herrn Hoffmann geführt wird, da
 meine hiesigen anderweitigen Geschäftsverhältnisse dieses erfordern,  Seite 2 des Originals weßhalb
 ich Sie auch um die Gefälligkeit bitte,  a u f   k e i n e n   F a l l  von dieser Mit-
 theilung gegen einen Dritten Gebrauch zu machen. Wir wünschten nun bei
 dieser Unternehmung die vorzüglichste Auswahl zu treffen und daher auch
20hauptsächlich ein Werk des Heroen der deutschen Humoristik d. h. Herrn Dr
 Harry Heine zu erhalten. Daß die Ausstattung der uns von Ihnen anvertraut
 werdenden Werke in jeder Beziehung dem gefeierten Namen des Schrift-
 stellers Ehre machen soll, darf ich Sie versichern, so wie daß wir mit dem
 Honorar hinter  k e i n e r  andern Buchhandlung zurückstehen werden. – Ich
25bitte Sie daher uns recht bald mit einem Ihrer neuen Werke zu beehren und
 sich der  u n m i t t e l b a r e n  Erfüllung der Ihnen gegebenen Zusicherungen
 versichert zu halten. –
 Erläuterung zu: Simon v. Geldern  Mit Vetter Simon v. Geldern stehe ich in Briefwechsel und auf diesem Wege
 erfahre ich zuweilen etwas von dem Leben und Weben Ihrer mir immer werthen
30Familie. Leider haben die lezten Zeiten derselben so wie der meinigen tiefe
 Erläuterung zu: einen theuern VaterHerzenswunden  Seite 3 des Originals geschlagen, Sie haben einen theuern Vater ich eine liebende
 Mutter verloren. Noch auf dem Todbette erinnerte sich dieselbe der Ihrigen
 aufs innigste und drückte oft ihr Bedauern aus, dieselbe nicht mehr gesehen und
 sich mit ihr vollkommen versöhnt zu haben, überhaupt hieng ihr Herz immer
35an Düsseldorf und ihr einziger leider unerfüllter Wunsch war es, dieselbe Stadt
 Erläuterung zu: Frau Mutternoch einmal zu sehen. Ich bitte mich Ihrer verehrten Frau Mutter so wie Ihrer
 Frau Schwester Charlotte die so gütig war, mir im vorigen Sommer durch
 Erläuterung zu: Schwager Kaullameinen Schwager Kaulla einen Gruß zu senden, bestens zu empfehlen auch
 
  Mai 1831 — HSA Bd. 24, S. 82
 
 Erläuterung zu: MaxIhre Brüder Gustav und Max von denen ich leztern auf seiner Durchreise hier
 sehe, herzlich zu grüßen. – In der Hoffnung bald mit einer befriedigenden
 Erläuterung zu: Antwort von IhnenAntwort von Ihnen beehrt zu werden, die ich mir unter der Adresse der Carl
 Hoffmannschen Buchhandlung hier erbitte nenne ich mich Ihren aufrichtigen
5Freund und Vetter
 
Adolph Benedict
 Stuttgart 12 März 1831.
   
  
Adresse
   Seite 4 des Originals S. Wohlgeboren
 Herrn Dr. H. Heiné
 Verfasser der Reisebilder etc
 Hamburg.